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ECM IST TOT. MAUSETOT?

10.05.2017 / in Allgemein

 

Als IT-Unternehmen hören wir natürlich mit Interesse auf die industrierelevanten Analysen und Prognosen des dominierenden Marktforschungsunternehmens Gartner – ebenso wie unsere Kunden, die IT-Anwender. Insbesondere natürlich diejenigen, die über Strategie und Investitionen entscheiden holen sich gerne die „Proklamationen” der Marktforscher-Guru’s in ihr Argumentations-Repertoire. Umso kritischer ist es daher, wenn ein Gartner-Analyst in (s)einem neuen Blog kurzerhand, und mit entsprechend kalkulierter Dramatik, an einem „Begriff” herumschraubt, der sich seit Jahren nicht nur als praktisch, sondern auch als sinnvoll erwiesen hat. “Enterprise Content Management” (ECM), meinte Michael Woodbridge nach 6-monatiger Analyse gemeinsam mit seinem talentierten Team an Analysten, sei nun 2017 hochoffiziell für tot erklärt. Zumindest als „Begriff”: „The Death of ECM and Birth of Content Services.”

 

Hmmm, … really?

 

Begriffe erfinden oder begreifen?

Irgendwie tut man sich ein wenig schwer dem ständigen Erfinden von neuen Begriffen. Entweder ich bin schon zu lange im Geschäft (und denke wie ein Kunde, der naturgemäß am liebsten das bekommt, was er kennt und versteht!), oder ich bin schon zu lange im Geschäft und vermute gleich “Nummer 6” am Werk, das “law of exclusivity” aus den „22 unumstösslichen Geboten des Marketings” von Al Ries und Jack Trout am Werk: Kunde geht mit der Zeit und braucht nun unbedingt “Content Services”? Bitte gerne – exklusiv bei Gartner, schließlich haben wir den Begriff erfunden!

 

Aber hilft das dem Kunden?

Soll ich dem Kunden erklären was er sucht, oder kommt der Kunde zu mir weil er das sucht, was ich anbiete? Oder kommt der Kunde mit einem Problem aus der Kategorie „beliebigen Namen hier einsetzen” und ich versuche ihm zu helfen (mit den Tools die ich habe)? Dass Gartner nun diagnostiziert, es gäbe (mit ECM) keine „eierlegende Wollmilchsau”, ist ja logisch: Fazit, wer dachte ich kauf mir ein ECM und damit sind alle meine Probleme gelöst hat die falsche Strategie angewendet.

 

Bloss, … gibt es solche Kunden wirklich? Ehrlich, wir hatten Sie bislang noch nicht! (Haben Sie ein ECM? Gut dann bitte 5 Stück!). Aber wo helfen uns (und den Kunden) eigentlich (neue) Begriffe wie “Content Services”, oder der bisherige Begriff “ECM”? Ganz einfach, irgendwann müssen wir einem strategischen Projekt im Unternehmen einen Namen geben. Und der Kunde muss ihn verstehen. Er muss „begreifen”, was er dafür bekommt. Und daher sträubt man sich natürlich ganz automatisch dagegen, an jahrelang begriffenen Begriffen herum zu definieren, auch wenn es klar ist, dass sich die Begriffe mit der Zeit natürlich ändern …

 

Die Evolution von Enterprise Content Management

Wo Gartner definitiv recht hat bzw. wo ich positives im in Frage stellen sehe ist, dass man alle paar Jahre dass Ziel das man vor Augen hat anpassen muss und dazu gehört es natürlich auch den Weg und die verwendeten Werkzeuge richtig zu wählen. ECM in den 50ern war sicherlich mit Schreibmaschinen verbunden. ECM in den 90ern mit E-Mail und … ECM 201x braucht sicher anderes/zusätzliches (Stichwort Social Media). Was ich im Gartner-Blog-Post weiters äußerst positiv finde ist der Hinweis auf die vielen gescheiterten „horizontalen” ECM Rollouts. Es gibt nicht die eine Lösung, die alles abdeckt. Ein konkretes Beispiel aus unserem Umfeld macht die Sache klipp und klar: Mit SharePoint, zum Beispiel, kann ich einfach nicht alles abdecken!

 

So weit, so gut. Wie kann man jetzt besser “beschreiben” was die Kunden benötigen? Zitat Gartner: “ Business buyers want quick wins and actual solutions to business problems now, not platforms that will deliver a compromised solution in 6 months time”. Und weiter wird von “Content Applications” gesprochen, was bedeutet dass eigentlich? Ist es die Rückkehr von Spezialanwendungen? Nicht mit einem Tool alles erschlagen sondern das passende Tool für die jeweilige Anwendung?

 

Dem kann ich nur zustimmen, diese Rückbesinnung ist sicherlich nicht schlecht, weil es den Nutzen, den ein Tool bringt, vor die eher schwammige “strategische” Bedeutung setzt. Um dann alle diese „Content Applications” wieder zusammen zu fangen braucht man eine „Content Services Platform”.

Eine Sammelplattform („federation“) für die unterschiedlichsten Anwendungen. Da habe ich ein kleines „Déjà-vu”: Um die Jahrtausendwende waren für genau so eine Sammelfunktion, nämlich “Portale” extrem „ge-hyped” (Gartner: Enterprise Portals!). Ironie der Geschichte: 15 Jahre später kennt man nicht einmal mehr die Namen der damals führenden Firmen …

 

Hype hin oder her:

Wir wissen, was wir tun – und Sie wissen, was Sie brauchen, oder?

Wie stehen wir nun zu der ganzen Begriffsdiskussion? Unsere Positionierung passt eigentlich sehr gut zu den beschriebenen neuen „Content Services”, genauso gut, wie auch zu ECM oder zu „whatcomesnext?”… Wir wollen einfach alle Funktionen anbieten die ein Unternehmen in Ihrem Intranet benötigt. Als kleinerer Hersteller ist uns natürlich bewusst, dass wir nicht der Nabel der Welt sind und existierende Infrastruktur d.h. andere Anwendungen einbinden müssen. Somit sind wir in gewisser Weise heute schon eine „Content Services Plattform“ für Ihr Intranet. Das Fazit des Gartner-Analysten Michael Woodbridge ist jedenfalls: “content services is only a definition”, dh. einfach ein neuer Begriff! Na da stimme ich gerne zu.

 

Wie immer wir es nennen: Wir gehen vom Kundenproblem aus, bzw. von der Vision, wohin der Kunde gehen will!

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