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Vom Gruppenchat zur Community of Practice

24.01.2021 / in Information Management

Vom Gruppenchat zur Community of Practice

Teil 3 der Serie über digitale Kommunikation

Link zu Teil1: "Gruppenchat im Hyperwave Intranet" und Teil 2: "Hyperwave und Chat"

In meinem letzten Blogpost habe ich die Community of Practicde (CoP) schon erwähnt und heute werde ich ausführlich darauf eingehen.
Der Unterschied zu einem Gruppenchat ist mehr “ideologisch” als technisch.

Eine “Community” interessiert sich für ein Thema, ein Gruppenchat hat die Kommunikation einer Gruppe von Personen im Fokus.
So in etwa könnte man eine Abgrenzung vornehmen.

CoPs sind aus dem Wissensmanagement bekannt und es gibt viele verschiedene Bezeichnungen wie Circle of Excellence, Best Practices, Knowledge Group, Support Group, Qualitätszirkel usw…
Davon sollte man sich nicht verwirren lassen.

CoPs sind einfach ein  Teil von Wissensmanagement. Motto: sich gemeinsam verbessern, zusammenarbeiten und lernen (siehe auch Wikipedia: Community of Practice)

Dieser Beitrag ist daher auch eine Anleitung für Wissensmanagement im Unternehmen. Wissensmanagement das nicht verordnet wird, was erfahrungsgemäß auf Dauer nicht funktioniert, sondern implizit und gerne gemacht wird!

Was ist eine CoP?

Es ist eigentlich eine Lerngemeinschaft!

Die Kennzeichen einer CoP:

  • eine CoP ist (zumeist) selbstorganisiert
  • eine CoP ist keine Arbeitsgemeinschaft
    • Unterschied: Teilnehmer einer Arbeitsgemeinschaft erledigen gemeinsam eine Arbeit oder arbeiten gemeinsam an einem Projekt
  • es werden Personen mit vergleichbaren Interessen zusammengebracht
    • Wir haben ein Thema und über das sollen möglichste viele Personen diskutieren können. Stichwort: Crossfunktional

Die CoP im Arbeitsumfeld

Wir arbeiten heute zumeist mit agilen Arbeitsmethoden und in Teams. Agile Teams setzen sich immer aus Mitarbeitern aus unterschiedlichen Bereichen (crossfunktional) zusammen. Die Begründung dafür ist, Experten aus unterschiedlichen Fachbereichen sind einfach kreativer in der Lösung von neuen Problemen, weil Lösungen aus völlig verschiedenen Blickwinkeln gesucht werden.

Seit sich SCRUM als die gängiste Methode im Projektmanagement etabiliert hat wird in fast allen Bereichen der Produktentwicklung in kleinen Teams gearbeitet. Ein kleines Team, das die nächste Produktverbesserung in kurzer Zeit entwickelt.
Kleine Teams haben oft auch deshalb enorme Geschwindigkeitsvorteile, weil sie unbürokratisch Entscheidungen treffen können und alle im Team zusammenarbeiten müssen. Es gibt niemand den ich außerhalb, d.h. in seiner Linienfunktion, überzeugen muss für das Projekt etwas zu machen.
Das Team zur Portfolioverwaltung des Kunden X besteht aus einem Kollegen, der sich um die Immobilien Assets des Kunden kümmert, einem Kollegen, der sich der Bitcoin Investments annimmt und noch einem Kollegen, der die Anlagestrategie in den Emerging Markets ausarbeitet.
Die “Beatles”, ein SCRUM Team :-), ein Sänger, ein Gitarrist, ein Bassist und ein Schlagzeuger.
In einem Softwareteam gibt es einen Frontend-, einen Backend-Entwickler, einen DBA und einen Designer. Zusammen entwickeln sie eine App.

Das funktioniert sehr gut, es gibt aber einige Schwachpunkte die sich, je länger in derartigen agilen Teams gearbeitet wird, zu einem großen Problem entwickeln können.

Was sind das jetzt für Schwachpunkte?

  1. Ein geringerer Lerneffekt
    • In einer Gruppe von Backend-Entwicklern kann jeder von jedem lernen. In einem kleinen SCRUM Team haben neue Mitarbeiter gar nicht die Chance von den Erfahrungen ihrer Kollegen (in ihrem Bereich) zu profitieren.
  2. Es entstehen Silos
    • Entscheidungen werden im Team getroffen, nur mit dem Fokus den nächsten Meilenstein zu erreichen bzw. den Sprint erfolgreich abzuschließen.
    • Früher wurden Entscheidungen von den Verantwortlichen der Gruppen (Immobilienentwickler, Datenbank, Frontend…) getroffen. Immer mit dem Blick auf die gesamte Datenbank oder Applikationsentwicklung.
    • Ein Mitglied in einem crossfunktionalen, agilen Team stimmt sich nur mit den Teammitgliedern ab.
    • Hat man viele solche Teams im Einsatz entstehen in kurzer Zeit Silos.


Was muss man nun tun, um die Vorteile von agilen Teams zu erhalten und um zugleich deren Schwachstellen zu vermeiden?

Genau da kommen die CoP ins Spiel!
Nach Jean Lave und Étienne Wenger wird eine CoP durch drei Säulen definiert.

Die drei Säulen einer CoP

  1. Die Domain
    Damit ist der thematische Schwerpunkt gemeint. Das Thema soll Personen anziehen, die sich dafür interessieren.
    Vertriebsmitarbeiter in einer Vertriebsmethodenoptimierungs CoP, Marketingmitarbeiter interessieren sich für eine Social Media CoP, Datenbankentwickler in einer SQL CoP usw..
    Das Thema spricht die Personen an, animiert sie daran teilzunehmen und es dient auch gleichzeitig als Abgrenzung damit nicht ziellos über alles diskutiert wird. Eine CoP ist kein “Kaffeekränzchen” :-)
  2. Die Community
    Also die Teilnehmer sind die zweite Säule.
    Wir lernen durch Beobachten, indem wir andern zuschauen und zuhören. Das ist Social Lerning bzw. Wissensvermittlung.
    Anmerkung: Wissensvermittlung geht nicht mit einer Software, die Software kann nur unterstützen.
  3. Die Übung/Practice
    Die aktive Teilnahme an der Community. Ich bringe mich ein, ich mache Vorschläge, ich probiere Empfehlungen aus, ich stelle Fragen, ich gebe Feedback.
    Wichtig ist es dabei die rein passive Rolle zu verlassen und ein aktiver Teilnehmer der Lerngemeinschaft zu werden.

Jetzt zu den Tools die helfen eine CoP zu führen.
Bei vielen Tools muss man sich vorher entscheiden, was man genau vorhat.
Yammer für CoPs, Teams für Projekte, Whatsapp für Nachrichten usw…

Unsere Lösung zielt darauf ab, technisch alles so ähnlich wie möglich zu gestalten und nur durch geschickte Kombination von Funktionen unterschiedliche Anwendungsfälle abzudecken.

Das hat den Vorteil, dass ich nicht jede Funktion in jedem Anwendungsfall, weil sie unterschiedlich umgesetzt ist, neu lernen muss.

Dokumente soll man immer auf die gleiche Art verwalten können, egal ob man “nur” Dokumente verwaltet, Dokumente im Team bearbeitet oder Dokumente in einer CoP bespricht.

Kommentare sollen ebenfalls überall gleich funktionieren.

Und wenn ich etwas suche, will ich mir nicht überlegen wurde darüber in einer CoP, in einem Projekt oder in einem Dokument diskutiert. Auch wo ich das Dokument verteilt habe, über Whatsapp, Yammer oder, oder, interessiert mich oder weiß ich (bzw. derjenige der das Dokument sucht) nicht!

Unser Teamworkspace kann genau so gestaltet werden, wie man es für den jeweiligen Anwendungsfall benötigt. Egal ob Projektarbeit, Gruppenchat oder CoP.

Technische Übersicht der Funktionen

  • Gruppenchat         —> Activity Stream + Dokumente
  • Community (CoP) —> Activity Stream + Dokumente + Wiki + Kalender
  • Projekt                   —> Activity Stream + Dokumente + Wiki + Kalender + Aufgaben
  • Darunter befindet sich immer dieselbe Plattform der Hyperwave Information Server, der alle Funktionen von der Rechteverwaltung über Versionsverwaltung, bis zur Suche usw.. zur Verfügung stellt

Diskussionen werden bei uns immer in Form eines Activity Streams abgebildet. Das hat einige entscheidende Vorteile.
Jeder kennt Activity Streams von Facebook, Whatsapp, Signal d.h. von jeder anderen Kommunikationsplattform. Somit ist keine Anwendungsschulung notwendig.
Sie funktionieren unabhängig vom verwendeten Gerät, ein Browser egal ob am Desktop, am iPad oder Smartphone reicht aus.
Feedback, die wichtigste Währung im Zeitalter von Social Media ist jederzeit möglich. Ein Like, ein Kommentar oder eine Bewertung sind schnell erstellt und geben dem Autor ein wertvolles Feedback. Das Intranet in vielen Firmen ist auch heute noch eine Einbahnstraße. Veröffentlichen geht, aber Feedback ist nicht möglich. Manche Autoren versuchen das Fehlen von Rückmeldungen mit Statistik auszugleichen. Aber was hat es für eine Bedeutung, ob eine Nachricht x-mal aufgerufen wurde?
Wenn sie auf der Startseite erscheint, wird sie vermutlich oft angeklickt! Das sagt nicht viel aus. Jeder Kommentar, jede Bewertung, d.h. die aktive Auseinandersetzung mit der Information, erhöht nicht nur den Lerneffekt, sondern liefert ungleich mehr Feedback als die simple Anzahl der Aufrufe!

Die heutige Arbeitsumgebung ist dynamisch.
Aus so manchem Projekt hat sich schon eine Community entwickelt oder in einer CoP möchte man ein Projekt realisieren.

Deshalb ist es bei uns selbstverständlich möglich, je nach Bedarf, jedes Anwendungsszenario um eine Funktion aus einem anderen Bereich zu erweitern. Warum soll man in einer CoP keine Aufgaben bearbeiten können?

Die Module eines Teamworkspaces erweitern das jeweilige Anwendungsszenario um spezielle Funktionen.

Activity Stream zum Diskutieren — das zentrale Elemente

Kalender zum Organisieren von Terminen

  • Websession
  • wöchentliches Best Practice-meeting
  • Gedankenaustausch
  • Improvement-Sessions
  • Vorträge
  • Treffen

Aufgaben

  • Wer hat es übernommen die FAQ zu pflegen und hat er es schon gemacht?
  • Wer organisiert die Agenda/Präsentatoren für das nächste (Online-)Meeting
  • Einfach um Aufgaben in der Community zu verfolgen

Wiki

  • FAQ
  • Damit man bei “Anfängerfragen” immer auf ein geordnetes Dokument verweisen kann.
  • Dokumentation
  • Agenda erstellen
  • Ideensammlung

Dokumente

  • Präsentationsunterlagen
  • Abrechnungen
  • Lange Diskussionsbeiträge
  • zusätzliche oder weiterführende Dokumente
  • Hilfe
  • Anwendungsbeispiele
  • Screenshots

Referenzen - Wissen verknüpfen!

  • Auf Projekte
  • Andere CoPs
  • Vorgänger/Nachfolger
  • Erfahrungsberichte

Ich hoffe, ich konnte Sie davon überzeugen wie sinnvoll eine CoP ist.

Starten Sie ihre erste CoP am Hyperwave Demo-Server.

Ein Praxistipp zum Abschluss.
Genau wie bei einem Projekt ein Projektleiter benötigt wird, ist es sinnvoll einen “Projektleiter” d.h. einen oder mehrere Moderatoren (Community Leader bzw. Administrator) für eine CoP zu ernennen.

 

 

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